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Unlängst gekocht, Vol. I

17. Januar 2013

Weil ich manchen hier zu viel schreibe, ab sofort in unregelmäßigen Abständen eine möglichst kurze Stundenwiederholung dessen, was in den vergangenen Tagen so in unserer Küche geschehen ist.


Feigen-Mandel-Tarte
nach Zen Can Cook
Rezept (Englisch)

Mein erstes eigenes Marzipan! Handgestiftelte Mandeln! Doch leider ist die Tarte insgesamt zu süß geworden. Vermutlich, weil die Feigen vor dem Backen erst gedünstet werden, vermutlich, damit sie schon einmal ordentlich Saft lassen, um den Teigboden nicht komplett zu versubbschen. Irgendwie eine Zwickmühle. Leider.

 

Gebeizter Lachs
nach Arthurs Tochter kocht
Rezept

Der absolute Hammer. So sehr ich mich anfangs gefragt habe, was Lachs, Vanillezucker und Gin miteinander zu tun haben sollen, so schnell war das Teil verschwunden. Dabei habe ich sowohl aus Faulheit auf den Lion Poivré verzichtet und stattdessen Pimentkörner verwendet, als auch auf die Chiliflocken vergessen.
Er wäre eigentlich zu Weihnachten als Immer-wieder-Snack für drei Tage gedacht gewesen, aber der Lachs hat mit Mühe und Not sein zweites Morgenrot erlebt. Und das möglicherweise auch nur, weil der Gatte einen Tag lang nicht da war. (Verfressen? Who, me?)



Roastbeef à la chez nous
Eigenkreation

Ich lasse ja die wissenschaftlichen Hintergründe, wieso was beim Kochen wie funktioniert, gern von anderen ergründen. Dankenswerterweise hat sich J. Kenji López-Alt von serious eats vor einiger Zeit des perfekten Prime-Ribs angenommen. Nach dieser Anleitung habe ich diesmal das Roastbeef gemacht, obwohl ich das auch bislang immer fehlerfrei hinbekommen habe. (Niedrigtemperaturmethode, ick liebe dir!)

Das Fleisch kam zuerst für einige Stunden in eine Marinade aus Sojasauce, Knoblauch und Rosmarin (ich hoffe, es war nicht Thymian, ich verwechsle die beiden immer noch ständig) und dann bei 90° Celsius so lange in den Ofen, bis es 56° Kerntemperatur erreicht hatte. Danach die Kräuter und den Knoblauch runterräumen und rundum scharf anbraten. Sicherheitshalber durfte es dann noch ein bisschen ruhen, weil die Kartoffeln ohnehin noch nicht durch war.
Das Beef war ein einziges Gedicht. Vielleicht hatten wir diesmal ein besonders gutes, aromatisches Stück Rind erwischt, vielleicht war es die Marinade, vielleicht Kenjis Methode, oder vielleicht bin ich einfach nur genial.
Ich plädiere jedenfalls dafür, dass wir uns ab sofort nur noch von Lachs, Roastbeef und Linsen ernähren. Und natürlich von den Rhône-Schiffern.



Sobanudeln mit Aubergine und Mango
aus Yotam Ottolenghis Buch Genussvoll vegetarisch
Rezept (Englisch)

Bekanntlich ist mein Verhältnis zu Ottolenghi ein wenig durchwachsen. Aber wo doch alle so von ihm schwärmen, wollte ich ihm noch eine Chance geben. Dass ich statt Sobanudeln (Buchweizen) Somennudeln (Weizen) im Küchenschrank gebunkert hatte, merkte ich erst, als das Wasser bereits kochte. Vielleicht war mir der Salat deshalb zu süß-sauer. Buchweizennudeln sind ja doch ein bisschen herber.
Beim nächsten Mal würde ich aber auf jeden Fall nur die Hälfte der Marinade (120 ml Reisessig! 40 g Zucker!!) nehmen, und statt der Auberginen, die hier ein wenig untergehen (Frau Tochter wird mir jetzt die Freundschaft aufkündigen), vielleicht Champignons oder ein anderes Gemüse verwenden. Weil, und das sollte ich vielleicht auch noch erwähnen: Der Salat ist im Prinzip total lecker!



Süßkartoffel-Wedges mit Zitronengras-Crème-fraîche
ebenfalls aus Genussvoll vegetarisch

Ich weiß nicht, wie viele Leute mir davon schon in den höchsten Tönen vorgeschwärmt haben, aber vielleicht waren wir auch deshalb von diesem Rezept ein wenig unterwältigt. Geröstete Süßkartoffeln mit zitroniger Crème fraîche – genauso hat’s geschmeckt.



Karamelisierte Rote-Bete-Tarte tatin
nach Manger
Rezept (Englisch)

IMG_6693

Mimi Thorissons Blog ist der Durchstarter des Jahres, was kein Wunder ist bei einem Exmodel, das mit einem Fotografen verheiratet ist und mit vier Kindern im Médoc das Leben zu führen scheint, von dem wir alle träumen, wenn wir nicht einschlafen können. Ihre Rezepte sehen auch toll aus (würden meine ja auch, wenn ich gscheit fotografieren könnte …), aber ich gestehe, dass ich die Bilder, auf denen sie mit dem immergleichen sanftschönen Gesichtsausdruck direkt in die Kamera blickt, mittlerweile überscrolle und mir nur noch die Gerichte ansehe. Ich kann nur ein gewisses Quantum an Schönheit pro Tag ertragen.
Und an Neid.
Bei der Tarte tatin war das Problem ähnlich wie bei Zen Can Cook’s Feigentarte. Zu wenig Saft. Wenn ich sie noch einmal mache, dann mit mehr Balsamico und vielleicht auch ein bisschen mehr Karamell, der mir zu wenig rausgekommen ist.

Na bitte, das war doch kurz und bündig!

16 Kommentare leave one →
  1. 17. Januar 2013 10:32

    Puhhhh…
    Nachdem ich mir jetzt den Angstschweiß von der Stirn gewischt habe, kann ich Dir verraten, dass das Rumpeln von dem Gebirge kam, welches mir vom Herzen gerutscht ist. Der Lachs. In Paris. Bei Neudeckers-von-Randow.
    Von daher, die Aubergine: Geschenkt!

  2. evazins permalink
    17. Januar 2013 10:45

    „unterwältigt“, schönes Wort, wieso gibt es das eigentlich nicht? Ottolenghi hat es auch noch nicht in meine Küche geschafft, obwohl allerorten geschwärmt wird – außer bei dir… Leiden die anderen nun unter hypnotischen Wahnvorstellungen oder hast du einfach die „schlechtesten“ Rezepte erwischt?

    • 17. Januar 2013 10:50

      Ich glaube, es kommt auf die Tagesverfassung an. Das Auberginen-Zitronen-Risotto war beim ersten Mal genial, beim zweiten Mal okay. Und ich weiß nicht, was ich anders gemacht habe. Vielleicht würde ich ja auch mehr schwärmen, wenn nicht schon so viele andere vor mir geschwärmt hätten.

  3. 17. Januar 2013 13:02

    Wer sagt denn bitte, dass Du zu viel schreibst? Ich lese jedenfalls gerne mit… Apropos: Ottolenghi ist irgendwie Licht und Schatten. Es gibt geniale Rezepte mit einem ganz besonderen Twist und dann wieder komischen Schmarrn, der weder funktioniert noch schmeckt. Aber das ist vielleicht wirklich die von Dir erwähnte Tagesverfassung. Das Cross-over von mediterraner und israelischer bzw. englischer Küche finde ich jedenfalls trotzdem ganz ansprechend – wenn auch nicht alles zu Begeisterungsstürmen hinreißt…

  4. Sylvia White permalink
    17. Januar 2013 18:46

    Es tut mir leid das ich so blöd bin aber was ist Lion Piovre

    • 17. Januar 2013 19:28

      Das ist eine spezielle Gewürzmischung von … Ingo Holland heißt der, glaube ich. Google das mal, dann siehst du, was alles drin ist. Ich hab das ja auch umschifft, v.a., weil nur „ein Hauch“ davon verwendet werden soll.

      • Sylvia White permalink
        17. Januar 2013 21:55

        Danke danke

  5. magentratzerl permalink
    17. Januar 2013 20:33

    Unterwältigt ist ein tolles Wort! Und Ottolenghi mit seinem Cross-Over ist genial, wenn man die richtigen Rezepte erwischt :-). Die vielen Schwärmer, zu denen ich ja auch irgendwie gehöre, schaffen da aber auch eine hohe Erwartungshaltung – und dann ist man enttäuscht, wenn man es nicht so toll findet wie alle anderen…

  6. 18. Januar 2013 09:54

    Mir ist der Ottolenghi oft einfach „too much“. Schlichter find ich besser.
    Die Sobanudeln mag ich übrigens sehr, aber auch da ist weniger mehr…ist dir ja auch schon aufgefallen.

  7. 19. Januar 2013 18:06

    Bei mir ruft weniger Mimi Thorissons Leben als vielmehr das der Frau Neudecker Neid hervor: du wohnst in Paris und hast die tollsten Feinkostläden und Geschirrgeschäfte vor der Nase. Bei Mimi hingegen wuseln immer wieder Hunde herum, die womöglich kurz vorher noch ihre Nasen in das schön fotografierte Essen gesteckt haben …

  8. 3. März 2013 08:27

    So, Frau Neudecker, ab sofort wird dir mehr auf die Finger geguckt – du kommst in den Roll! Und die Tarte Tatin mit Rote Bete kommt auf die Liste!

  9. 15. März 2013 09:43

    Dank deiner kritischen Anmerkung ist die Tarte herrlich geworden – als Rote BeteJunkie sogar ein echter Liebling. Merci für die Muse!

    http://salzkorn.blogspot.fr/2013/03/neidlos-karamellisierte-rote-bete-tarte.html

  10. 29. September 2013 22:22

    Die Rote Rüben-Tarte habe ich auch gemacht, finde auch, sie kann ein wenig mehr Saft gebrauchen, aber gut war sie trotzdem. Ich empfehle die mit Ziegenkäse, Kastanien und Chicorée von Manger. Die ist wahnsinnig gut. Fantastisch ist auch der Far Breton vom Blog! Die Süßkartoffeln von Ottolenghi habe ich auch langweilig gefunden und mir den Kopf zerbrochen, woran es lag. Ebenso sein Melanzanirisotto. Aber ich bin trotzdem Fan! Manches schmeckt einfach großartig!

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