Die Überraschung des Tages

Eigentlich hätte dies hier ein Versuch werden sollen, die Gemüselade vom Kühlschrank endlich leer(er) zu bekommen. Auf dem Markt sieht doch alles immer so schön knackig aus, und gesund. Und man wollte doch eh immer viel mehr Rohkost essen, nicht wahr?
Und nach ein paar Tagen (räusper, Wochen) siehts dann nicht mehr so knackig aus, dass man es noch roh essen will, ist aber auch nicht wirklich geeignet, in den Rezepten verkocht zu werden, die man so auf der Liste hat.
Und ganz eigentlich fasst man dann den Entschluss, alles zu verkochen nicht, um es endlich weg zu essen, sondern um endlich eine Ausrede zu haben, es wegschmeißen zu dürfen, weil es nämlich, alles zusammengeschmissen, ungenießbar sein würde. Bei uns wird nämlich nur weggeschmissen, was schon Pelz trägt. Was natürlich blöd ist, wenn man die guten Tupper-Prima-Klima-Dinger hat und eine 0-Grad-Gemüselade. Pelz kriegen bei uns immer nur die Dinger, von denen man das nicht will.
Also: Es war eigentlich ein Himmelfahrtskommando, so eine Art „Ey, ich habs echt versucht!“
Und dann kann mans plötzlich doch essen. Es ist keine Sterneküche (wie sonst bei mir, bruha.) und es sollte besser weg sein, bis der Gatte nach Hause kommt und sich sonst wieder bemühen muss, höflich zu bleiben. Aber: Man kann’s essen! Vor allem, wenn man so einen Saumagen hat wie ich (wie wir unlängst auf Facebook festgestellt haben, weil ich es doch wundersamerweise überlebt habe, marinierten Salat auch noch am nächsten Tag zu essen).
Wenn Sie keinen Saumagen haben, lesen Sie sich vielleicht besser nicht die Zutatenliste durch:
– 1 Pastinake (könnte allerdings auch eine Petersilwurzel gewesen sein, ich kann die nie auseinander halten)
– 3 Karotten
– ein halber schwarzer Rettich
– 3 Mairübchen
– 3 bereits lätscherte*) geringelte Rote Beten
– eine Art längliches rotes Radieschen, das allerdings schon frisch vom Markt eher unterwältigend war
– ein paar Kartoffeln, die beinahe schon wieder Junge bekommen hätten
– der Rest vom Speck, der seit Weihnachten einiger Zeit im Kühlschrank liegt
– und eventuell noch ein paar Unbekannte, die im Weg herumgelegen sind
Den Kohlrabi, der jetzt auch schon zur Familie gehört, habe ich bei dem Gemetzel vergessen. Und der halbe Sellerie, der schon auf der Todesliste stand, war noch gut genug, um in ein „echtes“ Essen zu kommen.
Dazu kamen ein paar Pfefferkörner, drei Lorbeerblätter (nie schlecht, glaub ich), ein bisschen Balsamico sowie der Versuch, alles eher langsam vor sich hinköcheln zu lassen.
Wie gesagt: Ich würde niemandem empfehlen, das nachzukochen. Aber ich fürchte, ich habe bei meinem Versuch, endlich kochen zu lernen, mittlerweile zumindest so viel Grundwissen aufgeschnappt, dass ich jetzt nicht einmal mehr ungeliebtes Gemüse reif für den Müll kochen kann.
Verdammt.
*) Da fehlt mir jetzt eine passende deutsche Übersetzung. Bei Brötchen hieße es altbacken.
Lätschert ist lätschert, da gibt es sicher keine Übersetzung…. und bis auf den Rettich und das Radieschen hätte das alles bei mir durchaus in einer „QueerdurchdenGarten“-Suppe landen können.
Rettich und Radieschen hätte ich in einen Dipp verpackt….
Aber vielleicht habe ich ja auch nur einen Saumagen und merke nicht mal mehr, wenn etwas unmöglich ist….
Liebe Grüße
Trudi
Ein-bis zwei mal in der Woche gibt’s bei mir auch sowas..alles was weg muss Gemüse Suppe, oder Eintopf oder Pfanne.
Aber Speck hab ich nie alten da…seufz
Bei Gemüse würde man wohl „welk“ oder „weich“ zu lätschert sagen, ansonsten passt auch kraftlos, matt ;). Eintopf geht immer, wenn Reste da sind, für mich allerdings lieber mit Würstchen, als mit Speck.
Liebe Grüße,
Jessica
Lätschert ist mein Lieblingswort, habe es vor 35 Jahren in Bayern ankommend sofort adaptiert, da ich kein besseres Wort für diesen Zustand kenne. Da ich auch meist zu viel Gemüse kaufe, weil auf dem Land lebend und nicht dauernd zum Einkaufen komme, gibt es bei uns auch ähnliche Gerichte. Super!
Ja, genau… „bruha“! Ich hatte mal ein Gemüsekisten-Abo und weiß genau, wovon hier die Rede ist. Aber bisher musste ich bei diesem Thema noch nie Tränen lachen.
(Ich werfe Gemüsereste immer aufs Backblech mit Olivenöl und Knoblauch, nach 30 min kann mans meist essen… mit viel Kräuterquark)
Dass man Kohlrabi und Sellerie doch tatsächlich so kochen kann, dass man es wirklich essen kann, das hoffe ich auch noch zu als Freizeit-Koch zu lernen. Bisher war es mir nicht vergönnt.