Sie ist wieder da – und besser denn je!

Ich sollte hier vielleicht kurz einmal durchsaugen. Urgs, die Staubschicht auf dem letzten Posting hat’s ja auch in sich. Und wieso hat sich in der Zwischenzeit noch immer niemand geopfert, diesen eingebrannten Topf zu putzen?
Nein, also ein Zustand ist das hier! Da schließt man lediglich ein kleines Projektchen ab und organisiert einen lächerlichen Umzug, und schon rollen hier die Präriebüsche durch. Das wird sich jetzt ändern! (sprach sie und verfiel in den nächsten monatelangen Dornröschenschlaf)
Die schlechte Nachricht (wenn Sie den Gatten fragen): Wir sind wieder zurück in Hamburg.
Die gute Nachricht (wenn Sie mich fragen): Wir sind wieder zurück in Hamburg.
Hamburg, Deutschland: Das Land, in dem man in der Schlange vor der Supermarktkasse angemotzt wird, weil MAN keinen Einkaufswagen benützt. Sondern stattdessen die Einkäufe einfach in seinen Trolley packt, den man nämlich sonst mangels Trolley-Parkplatzes gemeinsam mit dem Einkaufswagen durch die traditionell voll gestellten Supermarktgänge bugsieren müsste. Und weil MAN keinen Einkaufswagen benützt hat, konnte die offensichtlich sehr unausgeschlafene Dame hinter einem nicht sehen, dass man noch längst nicht fertig damit war, seine Einkäufe aufs Laufband zu legen. Und wenn man ihr dann freundlich mitteilt, dass man noch ein wenig Platz auf dem Laufband bräuchte (das allerdings schon voll war mit ihren Sachen), dann bekommt man einen Vortrag, wie MAN sich in einem Supermarkt zu verhalten habe.
Sie hatte übrigens nicht nur kein Benehmen, sondern auch keinen Einkaufswagen.
Deutschland, das Land, wo es „Hühnerklein“ gibt. Und wo man an der Fleischtheke nicht verstanden wird, wenn man nach Geflügelkarkassen fragt. Obwohl – das mit dem Nichtverstandenwerden bin ich ja mittlerweile gewohnt.
Wobei ich mich ja schon sehr darauf gefreut habe, endlich wieder in einem Land zu leben, dessen Sprache meiner, sagen wir, wenigstens ähnlich ist. Aber jetzt muss ich schon wieder im Kopf alles übersetzen, bevor ich es ausspreche:
Stiegenhaus = Treppenhaus.
Kübel = Eimer.
Ordination = Praxis.
Und ich muss mich daran gewöhnen, dass ganz liebe Freunde, wenn sie das Wort Ordination hören und dessen Bedeutung verstanden haben, sofort ihre iPhones zücken und ihren österreichischen Kollegen messagen, dass sie jetzt auch Österreichisch können.
Deutschland, das Land, wo es immer dann zu regnen beginnt, wenn ich draußen die Wäsche aufgehängt habe. (Um diesen Gag zu verstehen, muss man wissen, dass es in Paris nicht zum guten Ton gehört, seine Wäsche auf dem Balkon zu trocknen. Oder wie es unsere Pariser Freundin Alice zu erklären pflegte: „Wer will schon deine Unterhosen sehen?“)
Deutschland, wo man genau so viel fluchen muss, bis der Internetprovider endlich einen funktionierenden Anschluss hingekriegt hat. (Und seither immer noch flucht, weil das Telefon nicht richtig funktioniert.)
Deutschland, wo man sein Altpapier einfach auf die Straße stellen kann, für Sperrmüll aber teuer bezahlen muss. (In Paris wird der gratis abgeholt, dafür hat sich dort dieser neue Trend „Mülltrennung“ noch bei weitem nicht flächendeckend durchgesetzt.)
Deutschland, wo man Tauben und Wachteln in perfekter Qualität nicht einfach bei jedem Fleischhauer bestellen kann, sondern die halbe Stadt danach absuchen muss. Und wenn Sie jetzt sagen, dass man auch ohne Tauben und Wachteln überleben kann, dann haben Sie noch nicht des Gatten Taubenbrüstchen probiert, die er nach der Anleitung seines Lieblingskochs Josef Viehauser zubereitet.
Bezüglich der Versorgung mit Lebensmitteln kann ich übrigens nur hoffen, dass es auf den Hamburger Märkten derzeit nur deshalb keine Artischocken gibt, weil einfach noch nicht die Saison dafür ist. Wenn wir allerdings im August immer noch keine finden, wird der Gatte den nächsten Flieger Richtung Frankreich nehmen und mich mit all meinem Sperrmüll hier zurücklassen.
Apropos Kochen.
Dies hier war „nur mal eben schnell Peperonata machen“. Was schon hundert Mal funktioniert hat, weshalb man beim hundertersten Mal nachlässig (Betonung auf: lässig) wird und nicht mehr aufpasst. Offiziell war selbstverständlich der Ofen schuld.
Und dies hier
ist eine süße Vanilleeierspeis (Eierspeis = Rührei), die eigentlich als Crème anglaise zu Marie-Odiles wunderbaren „îles flottantes“ gedacht war.
Die sollten eigentlich so aussehen, jedenfalls wenn man die Crème rechtzeitig vom Herd zieht:
Aber ich muss mich eben an einige Sachen hier gewöhnen, unter anderem an den Herd. Gas ≠ Ceran.
Wir haben uns, um den Aufprall in der deutschen Wirklichkeit abzumildern, ein paar Sachen mitgebracht. Die hier, zum Beispiel.
Und eine Tiefkühlerschublade voll Käse. Époisses, vor allem. Der muss einfach von Berthaut sein, sonst kann man’s gleich lassen. Doch, den kann man einfrieren, hat uns Monsieur Berthaut höchstpersönlich versichert. Und (um jetzt den am grauenhaftesten abgelutschten Satz zu verwenden, der im Journalismus unter Strafe gestellt werden müsste): Er muss es ja wissen.
Ein weiterer Neuzugang wird uns nächsten Sonntag indirekt zugute kommen, wenn man das Altpapier vor die Tür stellt:
Darin haben sicher mehrere Jahrgänge der „Zeit“ Platz. Oder eben ein Brotmesser.
Ansonsten ist die Wohnung beinahe wieder kartonfrei. Und ich würde mir wünschen, ausnahmsweise ein paar Jahre lang nicht umziehen zu müssen. Meine Finger haben sich vom vorletzten Mal noch nicht richtig erholt. Vielleicht hält’s der Gatte hier ja doch ein bisschen aus. Ein Quelle für Tauben und Wachteln hätten wir immerhin schon gefunden.
Und übermorgen sollen drei Artischockenpflanzen geliefert werden.
Herzlich Willkommen im wunderschönen Hamburg. 😉 Ich kann dir Hoffnung machen. Ich habe nur 5 Jahre gebraucht, um mich einzugewöhnen…
(Und die Artischockensaison ist, glaube ich, schon vorbei).
Dankeschön! Und keine Angst, ich habe hier ja schon ein paar Jahre verbracht – und liebe es! Bei den Artischocken hoffe ich allerdings nach wie vor auf den Sommer. Also … auf den August.
Unbekannterweise herzlich Willkommen zurück in deutschen Gefilden 🙂 Bin gerade durch Zufall – naja es war Grain de Sels Blogscroll 😉 – über Deinen Blog gestolpert und ich fall gleich mal mit der Tür ins Haus – wahnsinnig tolle Schreibe die Du hast *grins* Amüsiere mich gerade köstlich und hab ja jetzt einiges hier nachzulesen & freue mich nun auf hoffentlich regelmäßigere neue Posts 🙂 Herzlichst Nadja
Vielen Dank! Und – ebenfalls willkommen!
Na dann – herzlich willkommen zurück. Ich wohne in München, nicht in Hamburg, aber bei der Artischockensaison steige ich auch nicht durch…..womöglich gibt es ja gar keine…..
Deine Schilderung des deutschen Supermarkt-Benehmens…..hat mir grade den Tag gerettet 🙂
Welcome „home“, chère Madame. Von Berlin aus habe ich immer den Eindruck, dass man Spezielles in Hamburg eher kriegt als hier. Und da Berlin größer ist, sind die Wege auch noch weiter. Die Frage nach den Karkassen – wunderbar. Da kenne ich hier nur zwei Fleischereien, in denen nicht nur der Chef weiß, was man meint. Und wenn alles zuviel wird, kann man ja mit Schmackes eines der schicken Messer in die Tischplatte rammen. Denne is allet wieda jut, wa?! Gutes Eingewöhnen. Und wenn alle Stricke reißen, einfach ‚mal wieder die Hauptstadt besuchen. Ist noch ruppiger als das Hamburger Gestrüpp…
Und was freue ich mich, wieder bei Frau Neudecker kochen zu lernen 😉
oh super, endlich wieder was Neues von dir! Und eins kann ich dir sagen: die deutsche „Freundlichkeit“, etwa im Supermarkt, ist nix gegen die österreichische! Wenn wir durch Deutschland fahren sind wir immer hin und weg, wie freundlich die Deutschen, verglichen mit den Österreichern sind!
Weitere Umzüge sind hiermit untersagt. Wenn Umzüge mit derart langen Blogpausen einhergehen, sind weitere Wohnortwechsel nicht akzeptabel! 😉
Ist das etwa Blut auf dem Messer?
Na, willkommen zurück in Deutschland!
Madame war willig und hat uns arme Leut wieder mit einem Blogeintrag bedacht, den ich erst noch in Ruhe reinziehen will. Viel Spaß in Hammburch
Oh, das hatte ich noch gar nicht gesehen! Buchfink macht ihrem Namen alle Ehre!
Wundervoll ! Eine Oesterreicherin, dieFrankreich und sogar Paris gemocht hat !
Ich finde Ihre Notizen sehr gewitzt und freue mich sehr, das alles heute entdeckt zu haben.
Habe gerade eben alle Blog Ausgaben gelesen und fand grossen Spass daran : vielen Dank also, dass Sie meinem Land und unseren Sitten soviel Aufmerksamkeit geschenkt haben.
Einen lieben Gruss aus dem Languedoc,
Isabelle Courbet (Sie kennen nun einen 2ten Franzosen, der sich danach die Haende waescht :))!)
Vielen Dank, auch ich habe mich soeben sehr amüsiert!