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Hach, Weihnachten in Paris …

3. Januar 2013
Es war vor gut einem Jahr, als eine Freundin und ich herausfanden, dass man manche Städte mit einem einzige Satz charakterisieren kann.

Ich: „Bin heute in Paris beinahe über eine Austernschale gestolpert.“
Sie: „Bin heute auf der Reeperbahn beinahe auf einem Kondom ausgerutscht.“ 

Et voilà.


Dieses Jahr habe ich zu Weihnachten also aufgepasst und die Füße gehoben. Zum Jahresende fliegen hier nämlich die Austern verdammt tief. Sie verursachen geradezu Staus, aber auf jeden Fall Fußgängeraufläufe. Zu Weihnachten und am Silvestertag sind sie Tradition. Eben so, wie man früher in Österreich am 24. Dezember Karpfen gegessen hat, sodass dann die gesamte Christmette nach Fisch stank.

Wir haben in unserem Quartier zwei große Fischgeschäfte. Die liegen keine 100 Meter voneinander entfernt. Trotzdem stapeln sich zum Jahreswechsel vor beiden die Kunden.

„Unseres“ lagert dann seinen Austernbestand sogar auf den Gehweg aus, weil es sonst zu einem Volksaufstand käme.

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Im Geschäft wäre nämlich wirklich kein Platz mehr.

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Lebensmittel einzukaufen macht in Paris immer Spaß. Sei es auf dem Markt oder in unserem Viertel. Zu Weihnachten und Silvester kommt noch diese gewisse Feierlichkeit dazu. Jeder ist in Festtagsstimmung (bis auf den Fischmann, der die Arschkarte gezogen hat und den ganzen Tag Jakobsmuscheln öffnen muss), jeder plant zu Weihnachten etwas Besonderes.

Unsere Bäckermädels machen sich zu besonderen Anlässen immer speziell zurecht. Sie sind ohnehin schon die hübschesten der ganzen Branche. Und die nettesten. Und die flinksten. Und effizientesten. Jetzt haben sie noch einen Gang höher geschaltet mit goldenen Laméetops, dazupassenden Haarspangen und Glitzerpuder im Gesicht.

Leider sieht man sie auf ihrem Video viel zu kurz:




Zu Weihnachten sollte man bei ihnen besser „nur“ Brot kaufen, denn die Schlange bei der Pâtisserie reicht bis knapp vors nächste Häusereck. Alle kaufen sich ihre traditionelle bûche de noël, einen Kuchen, der wie ein Holzscheit aussehen soll und meistens mit fürchterlich vielen Figuren verziert ist. (Dazu demnächst mehr, denn Frau Neudecker hat ihre eigene bûche fabriziert!)

 

Die Franzosen müssen sich nichts „gönnen“, wie das in anderen Ländern zum Jahreswechsel so üblich ist, weil sie schon das ganze Jahr über genussvoll leben. Aber sie lassen’s jetzt noch ein bisschen mehr krachen. Im Supermarkt fehlt in kaum einem Einkaufswagen der Champagner, und sogar dort lagern die Austern kistenweise.

Austern im Supermarkt, die Bäckermädels, die vier Fleischhauer, von denen einer besser ist als der andere, das Käsegeschäft, bei dem wir uns nie entscheiden können – ich glaube, mir wird einiges fehlen, wenn wir wieder zurück müssen.



Vor allem zu Weihnachten.

3 Kommentare leave one →
  1. 3. Januar 2013 07:30

    Verständlich. Bei uns werden zum Fest schließlich ganze Schweinehälften, erworben bei feisten und grunzenden Umschülern an der Rewe-Fleischtheke, in siedendem Öl versenkt, oder alternativ King Prawns aus der Aldi-Tiefkühltruhe auf dem Raclettegrill kremiert, während die gesamte Feiergemeinde Weißbrot aus der Fließbandproduktion mit Cocktailsauce von Thomy in sich reinstopft. Oder Analoglachs, Metigel, … lecker schmecker. Es lebe die Feiertagsküche.

  2. 3. Januar 2013 19:41

    Das ist ja direkt gefährlich, da auf den Knopf zu drücken und sich den Film anzuschauen. Sofort und auf der Stelle möchte ich etwa diese Himbeertorte. Und erst die Baguettes – da ist es ja total unnötig, noch jemals selbst was zu backen – aber wahrscheinlich würde ich verarmen (und kugelrund werden), lebte ich in Paris. Also begnüge ich mich mit der österreichischen Provinz und back mir das Brot selbst, bleibt mir eh nix anderes übrig …

    • 4. Januar 2013 09:59

      Ehrlich gesagt, unser Brot backe ich auch selbst. Die Mädels sind wunderbar, aber anständiges Brot gibts bei ihnen leider auch nicht.
      Dafür könnte der Gatte sich von ihrem Baguette ernähren.

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