Richtigstellung einer infamen Unterstellung

Ich würde hier quasi nur markieren, schreibt Herr Leo im Jahresrückblick auf hundertachtziggrad. Er sei sich „absolut sicher, dass Frau Neudecker natürlich kochen kann, sogar richtig gut; aber Frauen lieben es, damit zu kokettieren, dass sie was nicht können.“
Lieber Herr Leo, dies hier ist extra für Sie:
Schon zu Abend gegessen? Nein? Dann brauchen Sie das heute auch nicht mehr, denn ich erklären Ihnen kurz, was das ist.
Pikante Meringues.
Die Hundstrümmerln ganz links sind mit Curry gewürzt, die Kuhfladen in der Mitte mit Piment d’Espelette, und die bräunlichen Häufchen rechts mit …
Sie hängen bereits über der Schüssel?
Ich kann Ihnen sogar verraten, wie mein Gedankengang für diese … Kreationen verlaufen ist. Er war, passenderweise, recht simpel: Was in süß geht, muss doch auch in salzig gehen. Schließlich hatten wir den halben Tiefkühler voll mit Eiweiß, das u.a. aufgrund mehrerer Dutzend Schokopuddingversuche aufgelaufen war. Und man will ja zum Aperitif nicht immer Oliven oder meine selbstgemachten Grissini reichen.
Was soll ich sagen? Die Reaktion des Gatten, der – und das verstehen wir hier unter wahrer, selbstaufopfernder Liebe, die sogar die Grenzen zur körperlichen Unversehrtheit überschreitet – der Gatte also, der mir vermutlich zum letzten Mal in seinem Leben auf den Trick „Aber die hier sind gar nicht sooo übel!“ reingefallen ist, hat gekostet, gespuckt, zum ersten Mal in meiner Kochkarriere ein „Blärch!“ nicht unterdrücken können und ist dann zur Abwasch gestürzt, um sich den Mund auszuspülen.
Ja, so schlimm war das.
Die Meringues endeten dort, wo sie hingehören.
Das einzig Gute an diesem Versuch war, dass der Eiweißbestand radikal abgebaut war. Die Vertrauensbasis zwischen dem Gatten und mir, was mein Kochen anbelangt, ist allerdings auf Jahre hinaus empfindlich gestört. Er fragt jetzt sicherheitshalber sogar nach, was ich intendiere, ihm auf sein Butterbrot zu schmieren. Und am Frühstücksmüsli schnuppert er seither auch immer erst vorsichtig.
Werter Herr Leo, Sie nehmen diese Unterstellung, ich könne kochen, umgehend zurück, oder ich bereite noch eine Runde meiner Spezial-Meringues zu. Ihre Adresse kriege ich schon noch raus, ich habe Konnäkschns.
Herzlich,
Frau Neudecker
PS: Immerhin weiß ich seit gestern, dass man Eiweißüberfluss auch trefflich mit Kardinalschnitten abarbeiten kann. Nicht, dass die optisch sooo einen Unterschied zu den Meringues gemacht hätten (in Frankreich bekommt man einfach kein Obers/keine Sahne, die ausreichend fett sind, um steif zu bleiben), aber man bekam sie wenigstens runter.
Wo wir gerade dabei sind: Hat hier schon jemand das Kardinalschnittenrezept vom Plachutta ausprobiert? Und viel wichtiger: Hat es funktioniert?
Ich wünsche ihnen trotzdem ein gutes Neues Jahr. Und diesem Leo auch
Sehr geehrte Frau Neudecker.
Nehmen Sie doch des Leos Äußerung ob Ihrer Kochfähigkeiten und Kokotterie als positive Verstärkung.
Und solch scheinbar misslungenes (Dauer)Gebäck hat doch einjede/r auf Lager/im Lagerbestand.
Mich schützt er vor gieriger Wegnahme gelungenem Gebäcks und unfreiwilliger Backverpflichtung.
Ihrem Gatten und Ihnen einen geschmeidigen und genussvollen Rutsch in ein ebensolches 2013. Count-Down läuft…
Dank aus Berlin für Ihre herzerfrischenden Beiträge.
J. Sasse